Impulse für ein gelassenes Handeln im Familienkreis – funktioniert auch mit Schwiegermüttern, Vätern, Schwestern und Brüdern…
Weihnachten unter Corona-Bedingungen steht vor der Tür. Wir alle wissen nicht genau, wie wir das Fest schön und umsichtig zugleich gestalten sollen. Schon ohne Corona-Pandemie birgt das Weihnachtsfest viel Sprengstoff in den Familien, alte Konflikte brechen auf, längst überholte Eltern-Kind- und Geschwisterdynamiken greifen Raum. Unser Verstand sagt uns, dass die Aufladung aus der Vergangenheit kommt und mit dem Heute nichts zu tun hat, dass wir doch längst erwachsen sind. Wir möchten unsere Eltern und Geschwister in den Arm nehmen, ihnen vergeben und uns versöhnen. Wir sehen uns nach dieser Verbundenheit. Wir spüren unsere alte Angst und möchten stattdessen der Liebe und Verbundenheit mehr Raum geben. Doch ein Teil von uns will darauf einfach nicht hören…
Vielleicht hilft dieser kleine Notfallkoffer von Steve dem Hummer ein wenig weiter.
Frohe Weihnachten!
Steve der Hummer ist ein erfahrener Berater. In letzter Zeit brennt ihm häufig die Sicherung durch und er ist ungehalten zu seinen Teammitgliedern. An seine früheren beruflichen Erfolge kann er nicht mehr so richtig anschließen und ihm ist völlig schleierhaft, woran das liegt. Als er eines Tages von seinem Mitarbeiter erfährt, dass dieser kündigt, weil er nicht so werden will, wie Steve, beginnt er seine Reise zu sich selbst.
Er begegnet seiner Wut und seiner Angst ebenso wie seiner Kraft und seinem purpose. Die Reise ist auch beschwerlich. Doch sie hat sich in jedem Fall gelohnt, denn wie von selbst hat sich eine Leichtigkeit in seinem Leben eingestellt, die er nicht mehr hergeben will. Daher lies seine Tipps für ein gelassenes Weihnachtsfest.
Steve’s Weihnachtsnotfallkoffer für die gemeinsame Zeit mit der Familie
Zunächst kannst Du es damit versuchen, Dir das Buch von John C. Parkin (Artison 2017) zu kaufen und laut „Fuck it!“ zu sagen, meint Steve. Damit bietest Du den Prägungen und Aufladungen der Vergangenheit die Stirn und sagst ihnen klipp und klar, dass sie aus Deiner Gegenwart fern zu bleiben haben. Du fängst einfach neu an.
Sollte es nicht gleich klappen (wie bei mir), hilft vielleicht zusätzlich das Buch von Bronnie Ware, „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ (Goldmann 2015). Eines dieser Dinge ist, dass viele bereuen, nicht ihr eigenes Leben gelebt zu haben, aus Angst, andere zu enttäuschen. Vielleicht ist es Zeit, die eigenen Eltern konstruktiv und wohlwollend zu enttäuschen? Dabei hilft das Buch von Michael Bordt, „Von der Kunst, die Eltern zu enttäuschen“ (Sandmann Verlag 2017).
Und als kürzestes, gleichwohl super wirksames Mittel, kannst Du in den sogenannten Drei Minuten Atemraum gehen. Steve selber hat sich lange dagegen gesträubt. Schließlich ist er Berater in der Wirtschaft und kein Inhaber eines Yogastudios… Doch dann hat er sich darauf eingelassen. Diese Übung aus der Achtsamkeitspraxis (vgl. Mark Williams, Das Achtsamkeitstraining, Goldmann 2015) wurde seine neue Rettungsinsel. Die Übung dauert nur wenige Minuten, für Geübte sogar noch weniger. Sie geht so:
Du richtest Deine Aufmerksamkeit als Erstes wie einen Suchscheinwerfer nach innen und beobachtest einfach. Es gibt nichts zu erreichen und nichts zu leisten. Du bist einfach wie eine Antenne. Du nimmst alle Informationen auf: welche Gedanken sind da, welche Gefühle sind damit verbunden, welche körperlichen Empfindungen nehme ich wahr und welche Handlungsimpulse kommen in mir hoch. Das, was Du bemerkst, nimmst du einfach zur Kenntnis. Gegebenenfalls gibt’s Du Deinen Beobachtungen einen Namen, so wie „Da ist Ärger“ oder „Da sind negative Gedanken“.
Im zweiten Schritt widmest Du Deinem Atem Deine ganze Aufmerksamkeit. Du beobachtest, wie der Atem in Deinen Körper einströmt und wie er wieder ausströmt. Dabei kannst Du sagen: „Einatmen … Ausatmen“. Du kannst dabei auch die Atemzüge mitzählen oder Deinen Bauch beobachten, wie er sich ausdehnt und wieder einzieht. Auch hier gibt es nichts zu leisten, nichts zu erreichen, nicht zu glänzen, nicht zu performen. Du atmest einfach und beobachtest Dich dabei, wie der Atem durch jede Zelle Deines Köpers strömt. (Achtsamkeit ist keine andere Form von Leistungssport)
Als Drittes dehnst Du Dein Gewahrsam auf Deinen ganzen Körper aus. Vom Atem ausgehend nimmst Du Deinen ganzen Körper in Dein Aufmerksamkeitsfeld. Du stellst Dir vor, als würden alle Zellen Deines Körpers atmen. Ein und aus. Sollte irgendeine Stelle Deines Körpers sich in Dein Bewusstsein drängen und gar unangenehm sein, dann umhüllst Du sie mit Deinem Atem. Du veränderst nichts, Du muss nichts erreichen. Du beobachtest sie einfach. Dann wendest Du Dich wieder Deinem ganzem Körper zu.
Und das war es auch schon.